Jüngste Teilnehmerin erhält eine Extra-Auszeichnung und gewinnt die Gunst des Publikums
Dieses Mal sollte es „Energiegeladen“ zugehen, dachten sich die Veranstalter des Krimi-Schreibwettbewerbs, den der Odenwaldkreis 2016 im Rahmen des Kultursommers Südhessen in achter Auflage ausgeschrieben hatte. Eingereicht wurden mehr als 100 Kurzkrimis. Die 30 nach Auffassung der siebenköpfigen Jury besten Werke sind ebenso in die Anthologie „Mords Energie“ eingeflossen wie die besten Beiträge aus dem Jugendwettbewerb. Unabhängig voneinander und anonymisiert nahmen die Juroren die spannungsgeladenen Geschichten unter die Lupe und filterten die nun mit Preisen bedachten Aufsätze heraus. Treffpunkt zur Preisverleihung war am 16. September 2016 der Audi-Hangar des Autohauses Treffpunkt Thierolf in Michelstadt.
Damit wurden die Gäste bereits auf einen der insgesamt 17 Sponsoren aufmerksam, ohne die das literarische Großereignis nicht zu stemmen gewesen wäre, wie Kreistagsvorsitzender Rüdiger Holschuh in seiner Begrüßung deutlich machte. Das Preisgeld von 2000 Euro für den ersten Platz stiftete die Sparkasse Odenwaldkreis, für die Vorstandsvorsitzender Karlheinz Ihrig zur Übergabe gekommen war. Den Scheck entgegen nehmen durfte Uwe Patzwahl aus Berlin, der für seine heiter-ironische Story „Mord mit bester Energie“ von der Jury die meisten Punkte erhalten hatte. Bis zum bitteren Ende spannte der Autor seine Zuhörer auf die Folter, wer bei einem sich hassenden Ehepaar den anderen überlisten – und schließlich überleben – würde.
Nicht minder erbarmungslos schilderte Michael Thode aus Salzhausen (Kreis Harburg/Niedersachsen), wie ein Monteur hoch droben in der Gondel einer Windkraftanlage am Hainhaus an seinem Kollegen Vergeltung dafür verübt, dass dieser ein Verhältnis mit seiner Frau eingegangen war. Für den Ertappten sollte sich die Windrad-Nabe beim Betreten als „Todesrad“ herausstellen. Thode hatte bereits beim Wettbewerb vor zwei Jahren den zweiten Platz erreicht, als noch mit Elfenbein gemordet wurde. Sein Preis: Er kann ein „energiegeladenes Wochenende“ im Odenwald-Sterne-Hotel Haus Schönblick in Mossautal-Güttersbach verbringen.
Im Odenwaldkreis und darüber hinaus kein Unbekannter ist auch der drittplatzierte Thomas Wolter (Saarbrücken), der schon 2012 beim „Römer“-Schreibwettbewerb zusammen mit seinem Bruder Martin (Michelstadt) mit Rang zwei erfolgreich war. Ihm zollte das Publikum Beifall für die humorvolle Liebesgeschichte „HAL“. Zur Überraschung aller wird ein Computer vom anderen in der Gunst um die Aufmerksamkeit ihrer Schöpferin ausgeschaltet. Der Autor kann neue Energie tanken: Sein Preis besteht in einem „Energie-Menü“ im Odenwald-Gasthaus „Mümlingstube“ in Erbach. Zudem darf er einen Gutschein zu einem Besuch in der Mammut-kreativ-mitmach-Werkstatt von Bernhard Röck in Erbach-Günterfürst nutzen.
Wahre literarische Profi-Leistungen bescheinigte Kim Engels (Wiesbaden) in ihrer durchaus „energiegeladenen“ spritzigen Moderation den Nachwuchstalenten, allen voran der zehnjährigen Emily Mira Wolf aus Erbach. Für ihren Beitrag „Die kleine Hütte im Wald“ erhielt das Mädchen nicht nur einen Sonderpreis als jüngste Teilnehmerin. Ihr freundliches Auftreten, der gewandte Vortrag und nicht zuletzt die Idee von dem Roboter, der sich mit einer Familie und ihrer Hauskatze anfreundet, kam bei den Besuchern des Abends am besten an. So gewann die Zehnjährige den Publikumspreis im Wert von 250 Euro, beigesteuert von der Odenwald-Stiftung und überreicht von deren Vorsitzendem, dem ehemaligen Landrat Horst Schnur.
Mit Emilys Bruder Anton konnte ein weiteres Familienmitglied der Wolfs den Abend preisgekrönt besiegeln. Seinem Beitrag „Die schwarze Fabrik“ hatte die Jury die höchste Punktzahl in der Altersklasse der 13 bis 15-jährigen zuerkannt. Es folgten Hannah Maier (Mühltal) mit „The Dark Side of Erbach“ und Ida-Marie Praus (Reinheim-Ueberau) mit ihrem „Tatort Asbach“. Mit Sachpreisen des Elektronikhändlers Expert Stommel und Buchpreisen der Betriebsgesellschaft Schloss Erbach wurden auch die Erstplatzierten in der Altersgruppe elf bis zwölf Jahre belohnt. Stellvertretend durfte die erstplatzierte Maja Tödt (Hohenaspe / Schleswig-Holstein) ihre Geschichte „Die Macht der vier Energiekugeln“ vorlesen. Dahinter rangierten Aliah Koch (Höchst) mit „Die Hydra erwacht“ und Adrian Wenzel (Itzehoe) mit „Der Rächer“. Als Wermutstropfen des Wettbewerbs machten Ute Naas vom Kulturmanagement des Odenwaldkreises und die Moderatorin aus, dass für die Altersgruppe der 16- und 17-jährigen mangels Zusendungen erstmals keine Preisvergabe erfolgen konnte.
Zum freundlichen Ambiente der Veranstaltung darf angemerkt werden, dass das Lesepult von natürlichem Grün und allerlei Utensilien aus dem kriminalistischen Umfeld geschmückt war. Der Breuberger Künstler Günter Vest hatte mit einer Auswahl seiner „Irrlichter“ zusätzliche optische Anreize geschaffen. Passend zum Motto des Abends präsentierte er Unikate von Lichtobjekten, zusammengebaut aus gebrauchten Alltagsmaterialien.
Wie weit der Odenwaldkreis-Krimischreibwettbewerb sich zwischenzeitlich herumgesprochen hat, war eingangs der Veranstaltung deutlich geworden: Mit Beiträgen aus Österreich und der Schweiz habe auch die achte Auflage wieder internationale Grenzen überschritten, berichtete Rüdiger Holschuh. Eine Einsendung an das Landratsamt sei sogar aus Chile gekommen.
Ins rechte „Energielicht“ gesetzt hatte die Veranstaltung die Firma TONforum (Erbach). Mit Unterstützung der ENTEGA Stiftung (Darmstadt) wurde die Anthologie „Mords Energie“ vorgestellt. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Stiftung Matthias W. Send zeigte sich von der Konzeption des Bandes voll und ganz überzeugt. Wie schon die Jahre zuvor sind die besten 30 Wettbewerbsbeiträge sowie die erstplatzierten im Jugend-Schreibwettbewerb in Buchform erschienen.
„Mords Energie“, im Taschenbuchformat im Sieben-Verlag (Groß-Umstadt) erschienen, umfasst 180 Seiten. Der Ladenpreis beträgt 9,90 Euro (ISBN 9 783864 436611). In den Jahren zuvor waren „Mords Apfel“ (2009), „Mords-Holz“ (2010), „Mords Spur“ (2011), „Mords Römer“ (2012) und „Mords Elfenbein“ (2014) aufgelegt. Vergriffen sind „Mords Kartoffel“ (2007) und „Mords Schafe“ (2008).
Neben den bereits genannten Förderern unterstützten den Odenwaldkreis die Buchhandlung Schindelhauer (Michelstadt), das Buchkabinett Erbach, die Eduard Engelhardt Gmbh & Co. KG Hausbau (Erbach), das Gartencenter Welter (Michelstadt), die Firma Getränke Mohr GmbH & Co.KG (Erbach), das Klimaschutzmanagement des Odenwaldkreises und seiner 15 Städte und Gemeinden, die Literaturhandlung Paperback, (Bad König), die Odenwald-Stiftung (Erbach), die Rowenta Werke GmbH (Erbach) und der Sieben Verlag.